Infotafel 14

Gertrud Meißner

Pionierin auf dem Gebiet der Tuberkuloseforschung

Prof. Dr. med. habil Dr. rer. nat. h.c. Gertrud Meißner
Prof. Dr. med. habil
Dr. rer. nat. h.c. Gertrud Meißner

Gertrud Meißner (* 16. April 1895 in Wollin † 20. November 1985 in Borstel) war eine weit über die Grenzen Borstels ­bekannte deutsche Medizinerin, die durch ihre richtungsweisende Grundlagenforschung maßgeblich an der ­Bekämpfung und Eindämmung der Tuberkulose beteiligt war und die ­Forschung auf diesem Gebiet bis heute beeinflusst.

Bereits ein Jahr nach der Gründung des Tuberkuloseforschungsinstituts Borstel wurde Gertrud Meißner nach ­Borstel berufen und leitete hier ab 1948 das ­Bakteriologische ­Laboratorium.

Trotz geringer Mittel und ­ungenügender Ausstattung in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg begann sie unbeirrt mit ihrer Forschung. Unterstützt wurde sie dabei stets von ihrer jüngeren Schwester Irmgard Meißner, die als medizinisch-technische Assistentin ebenfalls in Borstel arbeitete und mit Gertrud Meißner zusammenlebte.

Durch ihre Erkenntnisse zu den Wachstumsbedingungen des Tuberkulosebakteriums Mycobacterium tuberculosis schuf Gertrud Meißner die Grundlage für die ­experimentelle und weiterführende klinische Forschung, die eine ­kontrollierte ­Behandlung der Erkrankten ermöglichte. Dies war von ­enormer Bedeutung, da die Tuberkulose aufgrund der mangelnden ­Versorgungslage und schlechter ­Hygienebedingungen ­während und nach dem Krieg auf dem Vormarsch war.

Labor in Borstel Anfang der 50er Jahre
Labor in Borstel Anfang der 50er Jahre

Gertrud Meißner hat durch ihr Engagement und ihre wissenschaftlichen Leistungen, die weit über den Ruhestand im Jahr 1968 hinaus­gingen, das Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum entscheidend mitgeprägt und zu seinem weltweiten Ansehen beigetragen. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet und erhielt neben der Robert-Koch-Medaille und der Ehren­doktor­würde der Universität Kiel ebenfalls das Große ­Bundesverdienstkreuz.

Gertrud Meißner starb im Alter von 90 Jahren und wurde hier auf dem Friedhof in Sülfeld beerdigt.

In Gedenken an diese besondere ­Forscherin wird seit dem Jahr 2012 jährlich der Gertrud Meißner Award an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler für ihre hervorragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Mykobakteriologie verliehen.

 

Stationen der beruflichen Karriere:

Publikation von Gertrud Meißner aus dem Jahr 1956
Publikation von
Gertrud Meißner
aus dem Jahr 1956
  • 1915
    Abitur an der Kaiserin-Auguste-Viktoria-Schule in Stettin
  • 1915-21
    Studium der Medizin in Berlin, Jena und Greifswald
  • 1922
    Promotion in Greifswald
  • 1921-26
    wiss. Tätigkeit am Hygiene Institut der Universität Greifswald
  • 1928
    Habilitation an der Universität Breslau
  • 1926-45
    Assistenzärztin am Hygiene-Institut ­Breslau ­Privatdozentin am Bakteriologischen ­Hygiene-­Institut & Leiterin eines med.-diagn. Instituts & Lehranstalt für medizinisch-technische Assistentinnen in Breslau
  • 1948
    Leiterin des Bakteriologischen Laboratoriums des Tuberkuloseforschungsinstituts Borstel
  • 1953
    Mitglied in der Internationalen Union gegen ­Tuberkulose und Lungenkrankheiten (The UNION)
  • 1953
    Mitglied im Deutschen Zentralkomitee gegen die Tuberkulose
  • 1960
    Verleihung des Verdienstkreuzes 1. Klasse des ­Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1961
    Honorarprofessorin der Universität Hamburg
  • 1965
    Robert-Koch-Medaille
  • 1966
    Ehrendoktorwürde der Universität Kiel
  • 1968
    Ruhestand